Viele Menschen träumen nach wie vor von ihrem eigenen Häuschen im Grünen. Sie fühlen sich in Wohnungen zu beengt und eingesperrt, sie möchten Natur und Ruhe um sich haben, einen Garten um sich zu bewegen, in der Sonne zu liegen, Blumen und Gemüse anzupflanzen und auch ein Stück, wo ihre Kinder ungefährdet spielen können.
Allerdings führt der Bau solcher Siedlungen zu
ökologischen Problemen: Pro Bewohner wird sehr viel Fläche beansprucht, ein
großer Teil davon auch versiegelt, in vielen Gärten herrschen sterile
kurzgehaltene Rasenflächen vor, der Energieverbrauch zum Heizen der Häuser ist
hoch und da die meisten Siedlungen keine fußläufige eigene Versorgung haben,
entsteht viel Autoverkehr.
Diese Siedlungen simd aber auch nicht "sozial", -in doppelten Sinn. In vielen
Gegenden können sich ohnehin nur noch die Reichen ein eigenes Grundstück leisten
und dort, wo die Bodenpreise noch niedriger sind, steigen sie durch die
Verknappung der Flächen, was letztlich bis zu den Mietpreisen für Wohnungen
durchschlägt. "Sozial" bedeutet aber generell "gesellschaftlich,
gemeinschaftlich" und auch dies erfüllen solche Siedlungen kaum. Mag sein, daß
noch gute Kontakte zu den direkten Nachbarn bestehen, aber darüber hinaus kennt
man sich kaum. Es fehlt an Anknüpfungspunkten, wie Orten, wo man sich in der
Freizeit, beim Einkaufen usw. trifft. Mittlerweile kann man bobachten, wie sich
die Menschen immer mehr abschotten, wo früher einfache Zäune waren, werden
mittlerweile hohe Mauern gebaut. Das zeigt, daß die Menschen Angst haben, weil
sie das Vertrauen in die Gesellschaft verloren haben, durch dieses Einmauern
entsteht aber ein Teufelskreis.
Will man diese Nachteile vermeiden, muß man dem Wunsch
nach dem Wohnen im Grünen und im eigenen Haus anders nachkommen: Anstatt einer
Siedlung mit abgegrenztem Privatgrund und einem Strassennetz muß man einen
Wohnpark schaffen, dessen Fläche zu einem guten Teil allen Siedlern zur
Verfügung steht und so gestaltet ist, daß es Spaß macht,
dort spazierenzugehen, sich aufzuhalten und sich dabei kennenzulernen. Es muß
gemeinschaftliche Einrichtungen geben: Ein Haus mit einem Saal, in dem sich alle
treffen können, um über ihre Angelegenheiten zu reden und Veranstaltungen zu
machen, Ein Laden für Lebensmittel, ein Cafe, ein Kindergarten, Spiel-, und
Sportanlagen usw. Solche Einrichtungen könnten ehrenamtlich betrieben werden, vor
allem von Rentnern, die froh sein, eine sinnvolle Beschäftigung zu haben.
Der Park soll natürlich auch ökologisch sein, mit Büschen, Bäumen, Wiesen,...
und von allen gemeinsam gepflegt werden. Autos sollten am besten draussen
bleiben, allerdings wird es nötig sein, jedem Bewohner einen Stellplatz
(Carport) am Haus zuzubilligen, der durch Fahrwege zu erreichen ist, die mit
befestigten Kieswegen oder Rasensteinen realisiert werden. (Für
Rettungsdienste/Feuerwehr ist dies ohnehin nötig) Für Besucher, Lieferdienste
usw. kann ein Parkplatz am Rand geschaffen werden.
Das Ganze funktioniert aber nur, wenn es keine Zäune und keinen Privatgrund gibt und die Häuser die nötige und vernünftige Größe nicht überschreiten. Das gesamte Gelände sollte im Besitz der Siedlergemeinschaft sein, sei es als Eigentum oder Pacht. Wer dort ein Haus hinstellen will, pachtet die nötige Fläche, jeder kann auch einen etwas Fläche rundum zur persönlichen Gestaltung haben, aber dort dürften keine Gebäude und keine Zäune aufgestellt werden (von kleinen Schutzzonen für Pflanzungen, Gatter für Kleinkinder u.ä abgesehen). Zum Geist einer Gemeinschaft gehört, daß jeder den persönlichen Bereich der anderen auch ohne Zaun oder Mauer respektiert, aber sich auch niemand aufregt, weil jemand über "seinen" Rasen läuft. Dies muß eine Gesellschaft, die eine scharfe Abgrenzung von "mein" und "dein" gewohnt (!) ist, erst wieder lernen.
Als Häuser wären "Mobilheime" ideal. Das sind kleine
Häuser, die in einer Fabrik gefertigt werden und Maße haben, mit denen sie auf
Tiefladern transportiert werden können. Sie werden dann mit einem Kran auf
einfachen Streifenfundamenten abgestellt. Der Vorteil dieser Häuser liegt zum
einen darin, daß sie recht preisgünstig sind, es gibt sie schon ab ca. 60 000 €,
und sie sind transportabel, damit könnte der Standort im Park verändert werden,
man kann auch samt Haus woanders hin ziehen. Außerdem sind solche Häuser
generell barrierefrei, sie bestehen ja nur aus einem Erdgeschoß. Freilich
könnten solche Häuser auch vor Ort gebaut werden, z.B. als Holzhaus auf einer
Plattform.
Für Senioren, die allein oder zu zweit sind und keine Nachwuchs oder
sonstige Mitbewohner mehr erwarten, dürfte dein Haus mit einer Fläche von bis zu
60 qm groß genug sein,. Für Familien wird natürlch entsprechend der Anzahl der
Kinder mehr Platz benötigt. Wenn die Kinder ausziehen, soll deren Platz aber
wieder freigegeben werden, hier sind modulare Lösungen gefragt, also
"Kinderzimmer", die bei Bedarf als Wohnmodul beigestellt und an das Haus
angeschlossen und später wieder entfernt und an andere abgegeben werden können.
Bei der Struktur des Parks sollte man vom Aufstellen der
Häuser in Reih und Glied mit rechtwinkligem Strassennetz abrücken und einem eher
organischen und natürlichem Muster folgen. Ein paar Häuser sollten jeweils eine
Gruppe bilden, sie könnten um einen kleine Platz mit Zufahrt herum
aufgestellt werden. Die Bewohner dieser Häuser bilden dann eine kleine und
engere Gemeinschaft. Der Mensch ist nämlich überfordert, wenn er mit zu vielen
Leuten gleichermaßen kommunizieren und Bekanntschaft schließen soll, so etwas
führt dann bestenfalls zu oberflächlichen Beziehungen. Diese Gruppe kann dann
auch Ressorcen gemeinsam nutzen, z.B. Geräte, Fahrzeuge, einen Schuppen,...
Zwischen diesen Gruppen soll genug Platz für Natur und gemeinschaftliche
Einrichtungen sein.
Wie der Wohnpark genau gestaltet wird, muß die
Siedler-Gemeinschaft auf demokratischer Basis selbst entscheiden. Dazu bilden
die Siedler einen Verein, eine Genossenschaft, GbR, o.ä. welche Rechtsform am
geeignetsten ist, hängt von der Größe und den örtlichen Verhältnissen ab. Einige
grundsätzliche Regeln müssen in einer Satzung festgeschrieben werden, anderes
wird jeweils demokratisch abgestimmt.
Natürlich müssen die Bewohner auch das Geld aufbringen, um den Verpflichtungen
für den Grund (Steuern und Gebühren, ggf. Pacht) nachzukommen und die
Gemeinschafts-Einrichtungen zu finanzieren. Dies sollte zum größten Teil über
die Pacht für die Wohnfläche erfolgen. Einrichtungen, die nur von wenigen
genutzt werden und kostenintensiv sind, sollten von den Nutzern selbst
finanziert werden.
Für wen ist so ein Wohnpark geeignet? Natürlich für
jeden, der dies der Stadtwohnung (ggf. in einem Haus mit Gemeinschaftsräumen)
vorzieht. Besonders attraktiv dürfte dieses Wohnmodell für Senioren sein, denn
diese kommen mit einem kleinen Haus aus und können einen großen Haushalt und
Garten oft gar nicht mehr bewältigen. Sie benötigen Barrierfreiheit und freuen
sich über die Möglichkeit, hausnah spazierengehen zu können, andere Leute zu
treffen und Freizeit-Möglichkeiten zu haben. Sie würden auch gern Aufgaben in so
einer Gemeinschaft übernehmen. Sind genug Senioren beisammen, könnte auch eine
eigene Pflegestation geschaffen werden.
Es gibt auch bereits einige Senioren-Wohnparks mit kleinen Häusern und
Gemeinschaftsräumen, vor allem im Norden Deutschlands. So einen Park als
Senioren-Residenz zu konzipieren könnte ein guter Start sein, allerdings sollte
es nicht dabei bleiben und Menschen jeden Alters sich dort ansiedeln können, für
Familien wäre es ein großer Gewinn. Kinder haben in so einem Park riesige
Spielflächen ohne Risiken und finden viele Freunde, Kindergärten könnten
integriert werden, Die Häuser würden mit der Familie wachsen und schrumpfen.
Wie kann man solche Wohnparks realisieren? Man benötigt
eine große Fläche, die bezahlbar sein muß, daher wird es vor allem auf dem Land
machbar sein, wo man einem Bauern einige Hektar nicht mehr benötigtes Ackerland
abkaufen oder pachten kann. Voraussetzung ist freilich, daß die Gemeinde mit
diesem Konzept einverstanden ist und einen entsprechenden Bebauungsplan
genehmigt. Wenn Gemeinden sehen, welche Chancen mit so einer Siedlung vorhanden
sind, sollten sie es selbst aktiv vorantreiben, so könnte die Gemeinde möglichst
viel Land hierfür reservieren und aufkaufen und dann schrittweise an die
Siedler-Gemeinschaft verpachten. Auf diese Weise sichert sie sich sichere
Einkünfte, behält die Kontrolle und profitiert von der wachsenden Siedlung. Denn
dort könnten Zentren für Einkauf, Kultur und Soziales entstehen, an denen auch
die umliegenden Dörfer teilhaben, in denen so etwas fehlt.
Dafür sind freilich Lokalpolitiker nötig, die nicht nur den Bestand verwalten
und mißtrauisch gegenüber allen Neuen sind, sondern die Visionen haben, in die
Zukunft denken und Herausforderungen annehmen können.