KONZEPTE

 

Für das gemeinschaftliche Wohnen sind zwei ganz verschiedene Konzepte denkbar:

Für eine engere Gemeinschaft sollten die Leute unter einem Dach wohnen. Allerdings erzwingen normale Wohnungen und Häuser ein sehr familiäres Zusammenleben. Hier sind die Zimmer recht klein und schlecht abgeschirmt, es gibt nur ein Bad/WC, eine Küche. Die meisten Menschen benötigen da schon mehr Privatheit. Daher benötigt man für so eine Wohn- oder (besser) Hausgemeinschaft ein Haus, in dem jeder ein genügend großes abgeschlossenes Appartment (mit WC) oder eine kleine Wohnung beziehen kann. Außerdem muß das Haus dann aber Gemeinschaftsräume bieten, vor allem einen gemütlichen Raum zum geselligen Zusammenkommen, am besten eine Wohnküche. Ein Haus zu finden, das diese Bedingungen erfüllt oder ohne zu großen Aufwand umgebaut werden kann, ist schwer, dafür eigen sich allenfalls alte Bauten für Schulen, Behörden, Firmen o.ä. Am geeignesten ist freilich ein neues, eigens hierfür konzipiertes Haus. Hier ein Konzept dazu: Das Gemeinschaftshaus.

Nun gibt es aber auch Menschen, die zwar gern in Gemeinschaft lebe möchten, denen so etwa aber zu eng ist. Sie wollen ihre eigenes Haus, sei es auch nur eine Hütte, sie brauchen drumherum Freiraum und Natur. Für sie wäre ein Wohnpark ideal: In so einem Park darf jeder sein eigenes Häuschen errichten, vorausgesetzt es ist klein. Gut geeignet hierfür sind auch Mobilheime, das sind kleine Häuschen, die auf Sattelschleppern transportiert und auf einem Streifenfundament abgestellt werden können. Zäune und Privatgrund soll es nicht geben, aber jeder darf eine Zone um sein Haus nutzen und gestalten.
Dazu muß der Park Gemeinschaftseinrichtungen enthalten, vor allen ein Haus, das genug Platz bietet, damit sich alle Bewohner versammeln und ihre Angelegenheiten beraten, aber auch zusammen feiern können. Damit es ein "Park" ist, der dazu einlädt, sich dort aufzuhalten und sich zu treffen, sollen Autos draussenbleiben, für die gibt es am Rand einen Parkplatz.
Mehr dazu im Konzept eines Wohnparks.

Welches Art des gemeinschaftlichen Wohnen die bessere ist, ist Geschmackssache. Das Haus hat den Vorteil, daß es in der Stadt stehen kann und man enger zusammenlebt und sich besser helfen kann, insbesondere bei schlechtem Wetter und nachts. Der Nachteil ist, daß die Anzahl der Bewohner und Größe der Wohnungen fixiert ist und ein geeignetes Haus erst gebaut werden muß.
Für den Park wird man nur Platz auf dem Land oder am äußersten Stadtrand finden, was längere Wege zu Einkaufs- und sonstigen Versorgungseinrichtungen bedingt. Allerdings kann dies durch gemeinsame Fahrten kompensiert werden und wenn diese Siedlung groß genug geworden ist, kann sie ihre eigene Versorgung realisieren. Ein Vorteil liegt daran, daß man anfangs nur ein großes Grundstück benötigt, auf dem dann jeder selbst für seine Wohnung sorgen kann.

Natürlich sind auch Mischformen denkbar. So könnte man auch Gemeinschaftshäuser in einem Park errichten. Oder das Haus wird so groß, daß es zu einer Wohnanlage für gemeinschaftliches Wohnen wird. Eine große Anlage bietet den Vorteil, daß mehr Angebote für die Bewohner realisiert werden können. Allerdings wird hier dann eine professionelle Betreuung nötig sein (Verwaltung, Hausmeister, ...)
Wichtig ist aber, daß auch hier immer ein paar Wohnungen zu einer Gemeinschaft gruppiert und einen gemeinsam nutzbaren Raum haben sollten, damit nicht wieder ein anonymes nebeneinander-Wohnen entsteht.

Generell stellt sich die Frage wer in so einer Einrichtung wohnen soll. Eigentlich ist das gemeinschaftliche Wohnen für jeden geeignet und es wäre wohl sehr förderlich für unser gesamtes gesellschaftliches Zusammenleben, wenn wir alle mehr soziale Kompetenzen durch gemeinschaftliches Wohnen von klein auf erwerben würden.
Hier wird ja auch oft ein "Mehrgenerationen-Haus" propagiert, in der Erwartung, da dort die Alten den Jungen (z.B. bei der Kinderbetreuung) und die Jungen den Alten (bei Hausarbeit oder Besorgungen) helfen könnten.  Aber das ist (mir) schon etwas ideologie-überfrachtet und ich fürchte, daß diese Erwartungen zu hoch gesteckt sind. Wann sollen sich jüngere Menschen um alte Mitbewohner kümmern, wenn sie schon kaum Zeit für ihre eigenen Kinder haben? Und wollen sich viele Senioren verpflichten sich regelmäßig um anderer Leute Kinder zu kümmern? Dazu kommt, daß die Interessen und auch der Kommunikationsstil zwischen den Generationen oft so unterschiedlich ist, daß ein engeres Zusammenleben zu streßreich und gezwungen sein kann.
Im Grunde ist jedes größere Mietshaus ein "Mehr-Generationen-Haus". Daß es dort an der Kommunikation mangelt liegt an den fehlenden Röumen für Kontaktmöglichkeiten (siehe Psychologie). Die Architekten und Stadtplaner müssen endlich die Erkenntnisse und Ratschläge aufgreifen, die die Psychologie schon lange bereithält (Sozial- und Ökologische Psychologie).

Es gibt durchaus Gründe, Projekte für Gemeinschaft-Wohnen zunächst für spezielle Gruppen zu konzipieren, vor allem für Senioren.  Und zwar einfach deswegen, weil Senioren auf solche Wohnformen an dringensten angewiesen sind und nicht warten können, bis genug solcher Wohnraum für alle bereitsteht. Außerdem kommen die Besonderheiten, die hierfür eingeplant werden müssen (Barrierefreiheit), nach einer Reihe von Jahren auch den heute noch Jungen zugute.
Eine andere Gruppe, für die gemeinschaftliches Wohnen gut geeignet ist, die aber besondere Bedingungen benötigen, sind Menschen mit pychischen Beeinträchtigungen (Demente). Hier ist eine Betreuung nötig, auch die Privatheit muß aus Sicherheitsgründen etwas eingeschränkt werden. Freilich sollten solche Wohnformen mit der Zeit auch in ein allgemeines Gemeinschaft-Wohnen eingebettet werden.

 

(c) Werner Rother
Oktober 2017